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Ensemble OST~ROV
… eine Insel für russische und osteuropäische Musik und Kultur in Berlin.
authentisch – urban – weltoffen

Wir performen alte Lieder aus der Folklore und der alten orthodoxen Liturgie.
Die Sänger kommen aus den verschiedenen Regionen Russlands, aus der Ukraine und Deutschland.
Hier stellen wir uns vor:

Olga Forshner, musikalische Leiterin des Ensembles OST~ROV: Ich bin klassisch ausgebildete Chordirigentin, Sängerin und Instrumentalistin, wurde in Tomsk (Sibirien) geboren und wohne seit 2008 in Berlin.
Meine Großmutter war eine in die sibirische Taiga verbannte Terek-Kosakin und eine geschickte traditionelle Kunsthandwerkerin und Sängerin.
Bereits mit 8 Jahren begann meine sieben Jahre dauernde Ausbildung in einer staatlichen Musikschule. Danach studierte ich vier Jahre im Musik-Kolleg Tomsk in den Fächern Chor, Klavier und Blockflöte. Mein Studium an der Hochschule für Musik in Nowosibirsk schloss ich mit dem Diplom (M.A.) ab. Von 1995 bis 2008 arbeitete ich in der Staatlichen Philharmonie Nowosibirsk als Sängerin und Instrumentalistin im Chorensemble MARKELLS STIMMEN unter der Leitung von Igor Tjuwajew. Neben vielen Programmen mit alter, klassischer und moderner Musik sangen MARKELLS STIMMEN auch russische und georgische Folklore. Mein Chor arbeitete mit Andrei Kotow (Ensemble SIRIN) und Vladimir Chekasin (Star-Saxophonist) zusammen.

Als Leiterin des Kinderensembles für alte Musik und Tanz INTRADA an der Hochschule für Musik Nowosibirsk habe ich mein Repertoire um europäische Volksmusik erweitert. Parallel dazu gewann ich acht Jahre Soloerfahrung aus den fast täglichen Auftritten als Mitglied der Gruppe LOS GRINGOS für lateinamerikanische Ethno- und Popmusik. Aus dieser heraus organisierte und leitete ich auch die Musikprojektgruppe MARIACHI für authentische mexikanische Volksmusik.

In Berlin unterrichte ich im Fach Klavier, Blockflöte und Gesang, und bin als Organistin und Chorleiterin in evangelischen Kirche in Bergfelde bei Berlin tätig.

Seit 2011 paraktiziere ich russische Folklore in Berlin und gestalte auch traditionelle Stoffpuppen, Tonfiguren, handgenähte Bälle, beschäftige mich mit Patchwork, Brettchen- und Kammweberei, Glasperlenschmucktechniken und Goldstickerei, wozu ich auch Workshops organisiere und leite.

Claudia Eckstein: Studium: Spielzeugformgestaltung in Sonneberg, Visuelle Kommunikation an der Muthesiusschule in Kiel, Abschluss an der Kunsthochschule Berlin Weissensee als Diplom-Kommunikationsdesignerin, Meisterschülerin,
2009 Mitglied der temporären Künstlergruppe „Musterwohnung“: Entwicklung von Lifehörspielen und Theaterperformances, Organisation von Guerilla-Ausstellungen,
seit 2011 Sängerin in verschiedenen Ensembles für russischen Vokalgesang,
seit 2012 Teilnahme an mehreren Workshops in Russland, Litauen und Polen: russische Lieder und Kosakenlieder, ukrainische Lieder, georgische Lieder, Tänze

2019 Ensemble OST~ROV, Sängerin, Webdesign und Illustration

2021 Sängerin und Performerin im Projekt „Who’d have thought, that snow falls“ von Matthias Schönijahn

Andrey Vanichev aus Jekaterinburg im Ural: Sänger und Performer, in Berlin und Moskau, Gesang, Tanz, Balalaika, Maultrommel und Gitarre. Vokalist im russischen Chor der Uni Freiburg im Breisgau Vokalist und Performer in verschiedenen russischen Ensembles in Berlin.

Kateryna Gamolina aus der Ukraine: Ich lebe in Berlin und studiere Literaturwissenschaften.
Ausserdem singe ich, spiele Gusli, stelle Schmuck und Spitze her und wirke, webe, flechte, nähe, stricke, häkle und filze kleine Accessoires und Schmuck, der meiner Fantasie entspringt aus allem, was lose in der Welt herumfliegt.
Die Folklore begleitet mich seit meiner Kindheit.

 

Inna Vyshemirskaia: Ich wurde in Kaliningrad geboren und bin dort aufgewachsen. In imeiner Familie wurde schon immer viel gesungen. Mein Großvater spielte Klavier und war ein guter Sänger. Meine Mutter war Musikschullehrerin. So ist es nicht verunderlich, dass ich auch eine Musikschule besuchte und anschließend die Abteilung für Musiktheorie und -geschichte an der Musikhochschule absolvierte. Ich absolvierte ein Aufbaustudium der Soziologie an der Staatlichen Universität St. Petersburg und arbeitete als Forscherin and Soziologin. Anschließend koordinierte ich Projekte zur Unterstützung von Menschen mit HIV und Drogengebrauch in einer Non-Profit-Organisation in Kaliningrad und Berlin.

 

Seit gut sechs Jahren ist Berlin mein Lebensmittelpunkt. Meine Leidenschaft sind Stadtspaziergänge, um dabei die Architektur zu entdecken. Bücher und Blumen finde ich unwiderstehlich.
Seit 2016 singe ich im arabischen Tarab-Chor und freue mich sehr, die Insel der russischen und ukrainischen Musikkultur in meiner Nachbarschaft zu betreten.

 

Julia Furman: Ich wurde in Orenburg, Russland geboren im Jahr 1988 und wohnte dort mit meinen Eltern bis 2006. Als Kind habe ich einmal meine Mutter bei ihrer Arbeit besucht, die damals als Erzieherin in einem Kindergarten gearbeitet hat, und habe dort ein Klavier gesehen. Der Ton des Klaviers hat mich so verzaubert, dass ich mich sofort entschieden habe, dieses Musikinstrument unbedingt zu beherrschen. So begann ich, in einer Musikschule zu studieren. Dort lernte ich auch die russische Volksmusik kennen und habe ein paar Jahre in einem Chor gesungen. Später, nachdem ich nach Moskau umgezogen war, experimentierte ich mit verschiedenen Musikinstrumenten — mit Klarinette, Bas-Gitarre und Schlagzeug — und spielte auch Keyboard in einer Metal-Band.

Mittlerweile bin ich erwachsen und arbeite als Wissenschaftlerin und beschäftige mich in meiner Forschung unter anderem mit der Folklore der Aramäer und Kurden. Im Jahre 2018 nach der Promotion bin ich nach Berlin umgezogen und lernte hier Kateryna Gamolina kennen. Sie erzählte mir von dem Ensemble OST~ROV und lud mich ein mitzusingen. Sowohl meine Forschungsarbeit als auch der Aufenthalt im Ausland haben mich an mein Kinderhobby und meine Wurzeln erinnert und so wurde ich Sängerin bei OST~ROV.

Alexander Prokudin: Ich kann nicht sagen, dass meine Familie sehr musikalisch war, aber während der Feste, die anlässlich aller Sowjet- und Familienferien stattfanden, sangen alle mit Vergnügen. Nach Snacks und warmen Mahlzeiten, vor dem Tee, wurden vorbereitete Blätter mit Liedtexten aus dem Schrank genommen für diejenigen, die sie aus irgendeinem Grund noch nicht auswendig gelernt hatten, oder für jene, die den Text durcheinandergebracht hatten.
Und einer meiner Onkel begann mit lauter Stimme mit etwas Einfacherem und Vertrautem, wie „Jemand kam vom Hügel herunter …“. Alle zusammen fielen in den Gesang mit ein. Meine Brüder und Schwestern und ich krochen unter den Tisch und ließen uns dort nieder, und wurden von dort mitgerissen. Sie sangen selbstlos und aufrichtig. Schon damals begann ich die Hauptregel des Singens zu verstehen: Um gut zu singen, muss man laut singen! Ich habe diese Regel mein ganzes Leben lang befolgt.

Natürlich gab es unangenehme Momente, in denen mir unerwartet jemand mitteilte, dass es neben Worten und Lautstärke auch eine Melodie gibt. Ich habe dem nicht viel Bedeutung beigemessen.

Einmal, in der dritten Klasse, beschloss unser Gesangslehrer, Genka Chekmarev und mich als Gesangsduett auf die Bühne zu lassen. Wir sollten das Wiegenlied „Du mein kleiner Bärenjunge“ aufführen … Ich weiß nicht, wie ihm eine so gute Idee in den Sinn kam, aber die Nummer erwies sich als episch.
Der Lehrer fragte uns verzweifelt nach einer Melodie am Klavier, aber Genka, der Hauptmobber unserer Klasse, ignorierte ihn und improvisierte hysterisch melodiöse Kapriolen, die stark an „Murka“ erinnerten. Ich folgte Genka glücklich und fügte dem allgemeinen Konzert Dezibel und Kakophonien hinzu. Als wir mit dem Singen fertig waren, herrschte Stille. Dann sagte Genka zögernd: „Und wir können tanzen.“ Dann fing ich an „Eh, Apfel …“ und wir fingen an zu tanzen und dann zu hocken. Zu diesem Zeitpunkt applaudierte das Publikum und wir verließen die Bühne als Helden. Und mir wurde klar, dass Tanzen besser ist als Singen.

Und er vermied fortan Gesangsdarbietungen.

Eberhard Igel, in Berlin seit 20 Jahren lebend, jetzt im Ruhestand.
Rückblickend auf mein bisheriges Leben spielte Musik immer eine Rolle, in der Intensität mal mehr, mal weniger, aber meist als „Genießer“ oder „Konsument“.

Ich war und bin für alle Musikrichtungen offen. Klassische Musik, Chöre, Gospel, Beat, Schlager usw.
Manche Musik beeindruckte mich früher so, dass ich vorm Einschlafen selbst “komponierte”. Leider konnte ich aber davon nie etwas festhalten. Wenn ich heute Musik höre, sage ich mitunter “Das hätte auch von mir sein können…”

Es begann früh bei Familienfeiern mit den Großeltern. Fast immer wurde da ein Rundgesang zelebriert, beginnend mit “Es geht ein Rundgesang in unserm Kreis herum … “ zum Schluss des gemeinsamen Gesanges hieß es dann “ Der/die … singt ein Lied, ein wunderschönes Lied”. Das war dann die Aufforderung allein vor allen zu singen. Egal wie gut der Vortrag war, hieß es dann: “Hats gut gemacht, hats gut gemacht, drum wird er jetzt nicht ausgelacht.”

 

 

Alle wurden einbezogen, Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten und wir Kinder. Nach dem Tode meines Opas habe ich dies leider so nicht mehr erlebt. Während meiner Schul- und Studienzeit in Leipzig waren der Sport in der Ausbildung und Musik in der Freizeit sehr präsent. Über mehrere Jahre wirkte ich erst im Schulchor singend, dann in einem “Singeclub” auf der Gitarre spielend und gesanglich mit. Auftritte in der Fachschule und öffentlich waren dabei immer Höhepunkte.
In den folgenden 45 Jahren Berufstätigkeit standen neben dem Beruf die Familie, Kinder, Garten und Reisen in der Freizeit im Vordergrund. Der Besuch von Konzerten, Veranstaltungen und die tänzerischen und musikalischen Aktivtäten meiner Kinder in deren Schul- und Ausbildungszeit zu verfolgen, waren die Möglichkeiten mich an Tanz, Musik und Gesang zu erfreuen.
In einer Tanzschule begegnete ich Alex und Olga und fand damit Ost-Rov und mit Ost-Rov erwachte wieder die Freude am Singen, auch in einer anderen, als meiner Muttersprache.